Geschichte Waibstadt
Historische Entwicklung der ehemaligen "freien Reichsstadt"
Waibstadt wird erstmals im Jahre 795 in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch erwähnt.
Die bedeutsame Siedlung war schon zu dieser Zeit Gerichtsbezirk. Dass sie auch in römischer Zeit aufgrund der verkehrsgünstigen Lage wirtschaftlich und strategisch eine Rolle gespielt hat, steht heute außer Zweifel. Die Ausgrabungen im Gewann „Schafbaum“ im Zuge der großen Flurbereinigung (1949 – 53) erbrachten weitere Beweise. Die Bedeutung der urkundlich so früh erwähnten Siedlung wuchs namentlich zur Zeit der fränkischen Landnahme, vor allem unter Konrad I. und seinen Nachfolgern. In diese Zeit fällt auch die Ausstattung Waibstadts mit Mauern, Türmen und Umfassungsgraben. Waibstadt wurde befestigter Zufluchtsort, erhielt Stadtrechte und in diesem Zusammenhang mit besonderem kaiserlichen Privileg ausgestattet den Status einer „Freien Reichsstadt“.
Die Freiheits- und Sonderrechte für die Stadt erlitten unter der Schwächung der kaiserlichen Reichsgewalt nach dem Untergang der Staufer erhebliche Einbußen. Fürsten und einflussreiche Adelsgeschlechter maßten sich vielfach Reichs- und Königsgut an. Erst die Wiedererstarkung der Reichsgewalt unter den Habsburgern machte der politischen Zersplitterung ein Ende. Reichs- und Königsgut wurden rechtlich erneut abgesichert. So wurden dann auch 1347 die Freiheitsrechte der Stadt Waibstadt durch Ludwig IV. (der Bayer) erneuert. Die Erneuerungsurkunde verweist ausdrücklich darauf, dass die Freiheitsrechte Waibstadt dieselben seien, wie sie die „Freie Reichsstadt Wimpfen“ besitze.
Im ausgehenden Mittelalter bildeten Krebs- und Schwarzbach mit drei Grabseen die nördliche Grenze der Stadt. Hinter diesen natürlichen Hindernissen erhob sich die fünf Schuh dicke und sechzehn Schuh hohe Stadtmauer, an deren Ecken Wachtürme die Verteidigungsanlagen verstärkten. Bis zum ausgehenden Mittelalter besaß Waibstadt nur zwei Stadttore in der Nordsüdrichtung, durch die der ganze Verkehr ging. Das südliche Tor lag in der Alten Sinsheimer Straße in der Höhe der Lerchenstraße und lehnte sich an die Verteidigungsanlagen des Schlosses an. Schon im 17. Jahrhundert wurde die Stadtanlage zu klein; die Erweiterung führte zur Schleifung der Befestigungsanlagen, die letzten Anlagen fielen zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Spitzhacke zum Opfer. Nach der Erneuerung der Freiheitsbriefe im Jahre 1347 unterstand die Stadt erneut der Reichsvogtei, konnte verpfändet werden, führte den Reichsadler im Wappen und alle Bürger mussten dem Kaiser den Treueeid leisten. Die öffentliche Gewalt hatte der Kaiser inne, ausgeübt wurde sie von den Reichsvögten, denen Stadtgerichte und Räte beigegeben waren. Zuletzt war die Stadt an den Fürstbischof von Speyer verpfändet. 1803 fiel Waibstadt an das Großherzogtum Baden. Die förmliche Wiederverleihung der Stadtrechte erfolgte im Jahre 1950.
Die Jubiläen „1200 Jahre Waibstadt“ und „650 Jahre Stadtrechte“ wurden mit entsprechenden Veranstaltungen in den Jahren 1995 und 1997 der Bedeutung entsprechend gebührend gefeiert.